Ich habe Literatur und Kulturgeschichte studiert und eine Schwäche für Afrika. Es müssen auch unbedingt Romane von afrikanischen Autoren sein. Warum?
Weil wir uns eurozentrisch um uns selbst drehen. Wir können kaum anders als eurozentristisch denken, das ist bei Autoren oft nicht anders. Und wer erzählt uns dann die anderen Geschichten in der Welt?
Wie viele Bücher über Afrika stehen in einer durchschnittlichen Buchhandlung? Und wie viele davon sind von afrikanischen Autoren?
Jack Kerouac schrieb: „I have nothing to offer anybody, except my own confusion.”
Das spiegelt so ziemlich meinen Selbstanspruch für diesen Blog wider. Ich bin neugierig auf afrikanische Autoren, ihre Romane und Geschichten – egal welches Erscheinungsjahr. Eigentlich vor allem die älteren, historischen Romane aus Afrika.
Ein „Über mich“ zu schreiben ist ziemlich kompliziert. Lieblingsbücher sagen ja auch viel über einen aus. Außerdem haben sie mehr zu erzählen als ich.
Es begann an der Ostküste in einem weit entfernten Land…
Dean Moriarty klopfte an die Tür und betrat den Raum wie ein Wirbelwind. Dean wollte immer die Rohfassung und Echtheit in allem und jedem. Er war die Unruhe in Person. Ein Getriebener, der nicht weg, sondern zu Dingen getrieben wird, die er selbst noch nicht kennt. Er jagte von der Ostküste durch die USA zur Westküste und wieder zurück. Seine einzige Vorbereitung war sein Geistesblitz:
„Wir müssen los!“
Auf den immer Taten folgten.
Es ging los.
Und so stolperte ich hinter ihm her wie Sal Paradise. In der Hoffnung, dass etwas von dieser Energie auf mich abfärben würde.
Über den Atlantik nach Europa…
Nach On the Road von Kerouac habe ich ein paar weitere Romane aus den USA gelesen. Einen zweiten Roman wie diesen fand ich nicht. Und da es mir zu USA-lastig wurde, schaute ich nach England. Im Bücherregal meiner Oma fand ich ein Buch, in dem nicht mal eine ISBN-Nummer gedruckt stand: Die schwarze Sonne von Marguerite Steen. Ein leidenschaftlicher Roman über den Sklavenhandel von England über Afrika in die Karibik. Später fand ich das Buch nochmal in einem Regal vor einem Kiosk, völlig unterbewertet für nur 50 Cents.
…und den gleichen Weg wieder zurück
Das Tragische an Themen wie dem Dreieckshandel, der Kolonialisierung und Sklaverei hatte es mir angetan. Ich suchte wieder vor allem in den USA und las Romane zur Sklaverei. Darunter war auch Alex Haleys Roots-Roman. Er ist unwirklich gut erzählt und mitreißend. Ein schier ungerechtes Leben in ständiger Unterdrückung.
…nach Afrika
Alex Haley ging in Roots seinen eigenen Nachforschungen zu seinen Vorfahren aus Gambia nach. Haley wurde in New York geboren, lebte in den USA und starb in Seattle, doch durch ihn waren für mich die Weichen für Romane aus Afrika gestellt. Ich suchte nach afrikanischen Autoren. Unter den ersten Suchergebnissen bei Google fand ich Chinua Achebe und Wole Soyinka – zwei der bekanntesten Autoren aus Afrika. Weniger versteckt als viele andere.
Afrikanische Philosophie
Später im Studium las ich über die afrikanische Philosophie. Ich mochte zum Beispiel Peter Bodunrin aus Nigeria, der gegen die Traditionalisten argumentierte, die sich vom Eurozentrismus nicht anstecken lassen wollten… In Deutschland und Österreich wird seit einigen Jahren die Interkulturelle Philosophie immer weiter ausgebaut. Die Diskussionen werden nicht mehr über Afrika, sondern mit afrikanischen Philosophen geführt.
Macht es einen Unterschied, dass manches in ehemaligen Kolonialsprachen wie Englisch und Französisch anstelle von Swahili oder Maninka geschrieben wurde? Oder macht es einen Unterschied, wenn der afrikanische Philosoph westliche Philosophie an der Universität in Nigeria oder Kenia studierte? Was bedeutet „afrikanisch“?